„Nach meinen Berechnungen liegt die gefühlte Inflation in Deutschland deutlich höher als die offizielle Zahl – nämlich bei rund 8,5 Prozent“
Wirtschaftswissenschaftler Gunter Schabel bei einer offiziellen Inflation von 5,5 % im Februar 2022
Unter Inflation wird allgemein ein Verlust der Kaufkraft von Geld verstanden. Das heißt für die gleiche Menge an Geld bekommt man weniger als in der Vergangenheit. Oder der gleiche Döner kostet jetzt plötzlich 6 Euro statt 4 Euro wie vor einem Jahr.
Ein weiterer Aspekt der Inflation ist die Frage: Wie wird diese gemessen und was wird gemessen? Wird in den Medien die Inflationsrate genannt, handelt es sich um den Verbraucherpreisindex. Also ausschließlich um Güter, die wir konsumieren und verbrauchen. So kommt es auch, dass in den vergangenen 10 Jahren nicht von Inflation die Rede war, auch wenn manche Preise massiv gestiegen sind. Kunstwerke, Oldtimer, Immobilien und selbst absurde Dinge wie Pappkarten für das Sammelkartenspiel ‚Magic – The Gathering‘ sind im letzten Jahrzent mit rund 10 % pro Jahr teurer geworden.
Das alles könnte den Leuten von unten egal sein, doch auch wir brauchen gelegentlich sogenannte Vermögensgüter. Der Preis für Immobilien zum wohnen (und damit auch die Mieten) z.B. ist bereits in der Vergangenheit enorm gestiegen, wird jedoch gar nicht erst mit einbezogen, da es sich nicht um Verbrauchsgüter handelt.
Warenkorb: eine etwas beliebige Auswahl an Dingen für das tägliche Leben – von Lebensmitteln zu Kleidung bis Haushaltswaren.
Besonders trickreich wird es bei der Zusammensetzung des Warenkorbs anhand derer die Inflation gemessen wird. So werden z.B. Güter im Warenkorb durch andere ersetzt, wenn die Konsument*innen diese aufgrund relativ gestiegener Preise durch günstigere Produkte ersetzen. Statistisch gesehen fragwürdig, da die Reaktion auf Inflation bereits in die Inflationsmessung miteinfließt. Geradezu absurd wird es bei Produkten die ihre Qualität im Laufe der Zeit verändern. So lag z.B. der Preis für einen durchschnittlichen Pkw im Jahr 1999 bei 18.500 Euro, war er 2020 um fast 100 Prozent auf gut 36.000 Euro gestiegen. In der Statistik wird jedoch nur ein Preisanstieg von 22,5 Prozent ausgewiesen. Nun ist es klar das ein Auto im Jahr 2020 ein paar Verbesserungen gegenüber 1999 aufweist, ein niedrigerer Spritverbrauch oder weniger Lärm im Innenraum z.B.. Dies ändert jedoch nichts daran dass ein Auto ein Auto bleibt welches uns von A nach B bringen soll. Diese Verbesserungen sollen jedoch laut Statistikamt über 70% des gestiegenen Kaufpreises ausmachen! Ein Auto mit dem Stand von 1999 zu 22,5% gestiegen Preisen können wir jedoch garnicht kaufen, die Inflationszahl ist nicht in die Realität umsetzbar, es handelt sich also um eine statistisch verzerrte reine Fantasiezahl.
Wir merken also, schon die ausgewiesene Inflationsrate ist keine präzise bestimmbare wissenschaftliche Größe, sondern ein hochpolitischer Wert. Im Text „Die Rolle der europäischen Zentralbank“ werden wir näher darauf eingehen warum Staat und Kapital Interesse daran haben die Inflationsrate niedriger darzustellen als sie für viele Menschen eigentlich ist.