Strommarkt

„Ich beziehe doch Ökostrom, wieso soll ich denn jetzt wegen gestiegener Gaspreise mehr für Strom zahlen, der Preis von Wind und Sonne hat sich nicht geändert…“

So mag der oder die eine derzeit denken.

Dafür verantwortlich sind zwei Dinge: Erstens die kapitalistische Logik, denn Strom wird seid 20 Jahren an der Strombörse gehandelt, und Strom wird nicht günstiger verkauft, als der Preris der sich dort bildet.

Zweitends ist es die Gesetzeslage wie sich der Preis dort bildet, denn es gilt dort per Gesetz das Prinzip des Grenzpreises. Das heißt, dass nicht wie an einer normalen Börse der Preis gezahlt wird den die Anbietenden verlangen. sondern das teuerste Kraftwerk, welches gerade noch benötigt wird um die Stromnachfrage zu decken, gibt den Preis vor. Alle Anderen erhalten auch diesen Preis, selbst wenn sie ihr Angebot selbst viel niedriger gemacht haben.
Dieser Gesetzeslage zugrunde liegt das sogenannte ‚Merrit-Order-Modell‘, welches eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie darstellt, wie sich Preise für Strom bilden.
Dem Modell zufolge bieten Stromerzeuger ungefähr mit ihren Betriebskosten an der Strombörse, bei Erneuerbaren Energien also fast 0. Damit diese dennoch ihre Investitionskosten wieder einspielen können, wurde festgelegt dass diese einfach den Preis bekommen den das derzeit teuerste (fossile) Kraftwerk bekommt.

In der aktuellen Situation, wo es enorme Unterschiede in den Betriebskosten einzelner Kraftwerksarten gibt, ist dieses System zudem leicht zu manipulieren. Ein Beispiel: Ein Betreiber von Wasserkraftwerken rechnet sich aus, dass mit allen seinen Kraftwerken in Betrieb ein Kohlekraftwerk das teuerste Kraftwerk sein wird. Wenn er nur die Hälfte seiner Wasserkraftwerke in Betrieb nimmt, wird ein Gaskraftwerk benötigt um die Nachfrage zu decken. Ein Gaskraftwerk ist fünfmal so teuer wie ein Kohlekraftwerk. Wenn der Wasserkraftwerksbetreiber nun nur die Hälfte seiner Kraftwerke anbietet macht er den 2,5-fachen Gewinn, obwohl er selbst garkein Gas- oder Kohlekraftwerk besitzt.

Diese System ist nicht nur völlig absurd und, vor dem Hintergrund dass viele Leute ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen werden können, geradezu kriminell. Es ist auch nicht Zukunftsfest. In Deutschland macht die Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien, derzeit knapp 50 % der Erzeugung aus. Im Zuge des EE-Ausbaus wird dies bis 2030 auf über 80 % ansteigen. Wir werden also 80 % unseres Strom sehr günstig erzeugen (EE haben inzwischen die niedrigsten Kosten aller Erzeugungsarten) aber müssen dafür weiterhin den Preis bezahlen, als ob all unser
Strom aus Gas kommt.

Es zeigt sich beim Strom, der Preisanstieg wird nicht nur wegen dem Krieg in der Ukraine oder den Sanktionen verursacht, sondern durch die Politik der Regierung, der EU und ebenjener Lobbyist*innen, welche diesen das wahnwitzige System der Strombörse eingeflüstert haben.